Gehorsamsverweigerer

Am 1.September 1939 überquerten deutsche Soldaten die Grenze zur polnischen Republik. Mit dem Damit begann der Zweite Weltkrieg. Seine Bilanz ist bekannt: 51 Millionen Menschen sterben, die Welt wird mit einem mörderischen Krieg überzogen, die Schoah, der Genozid an Roma und Sinti, die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderung und die massenhafte Tötung von Andersdenkenden werden Realität. Die Wehrmacht war dabei nicht nur der militärische Arm der Großmachtbestrebungen Deutschlands, sondern ermordete auch aktiv Zivilist*innen.

Eine im Hitlerschen Sinn logische Folge war die Auseinandersetzung mit Desertion und Verweigerung. Als ein integraler Bestandteil der Dolchstoßlegende galt das angeblich schwache Durchgreifen der Militärjustiz als eine der Hauptursachen für die militärische Niederlage im Ersten Weltkrieg.

Verweigerung, Ungehorsam oder Flucht aus dem Dienst wurden mit dem Tode bestraft. Fahnenflucht, „Kriegsverrat“ und Wehrkraftzersetzung waren die Delikte mit denen ungehorsame Soldaten bestraft wurden. Auf jedes dieser Delikte konnte mit dem Urteil Tod durch Hinrichtung reagiert werden.

Erschossen in Hannover

Die Region Hannover war nicht nur eines der wichtigsten Rüstungszentren des „Dritten Reiches“, sondern auch darüber hinaus militärisch von hoher Bedeutung – Sitz der 19. Division, zahlreicher Militäreinheiten sowie der Luftwaffen-Fliegerhorste Langenhagen und Wunstorf. Weitgehend unbekannt ist jedoch, dass auf dem Gelände der heutigen Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne ungehorsame Soldaten – Deserteure und wegen Wehrkraftzersetzung Verurteilte – hingerichtet und auf dem Stadtteilfriedhof Fössefeld beerdigt wurden. Ihre letzten Tage erlebten diese Menschen im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis am Waterlooplatz. Wir wissen inzwischen von mindestens 46 Erschossenen. Zudem haben Forschungen ergeben, dass mindestens 71 aus Hannover stammenden Soldaten hiingerichtet wurden. Auch von ihren Biografien soll hier – soweit dies möglich ist – erzählt werden.

Soldaten aus Hannover unter dem Fallbeil

Bei lokalgeschichtlichen Recherchen nach Soldaten aus dem Raum Hannover, die im Zweiten Weltkrieg deser­tiert sind, hat Norbert Haase in der Totenliste des Zucht­hauses Brandenburg-­Görden sieben Hannoveraner gefunden. Sie wurden vom Gericht der Wehrmachtkommandantur Berlin wegen “Fahnen­flucht“ bzw. “Wehr­kraft­zersetzung” zum Tode verurteilt. Die Verfahren wurden nach Berlin abgegeben, wenn der Deserteur nach dreimonatiger Abwesenheit nicht gefaßt werden konnte, bzw. Deserteure im Großraum Berlin aufgegriffen wurden oder, was selten vorkam, der Gerichtsherr der zuständigen Militäreinheit Widerspruch gegen das gefällte Urteil  eingelegt hatte. Bis zur Vollstreckung des Urteils waren sie im Zuchthaus Brandenburg-Görden inhaftiert, bevor sie dort mit dem Fallbeil hingerichtet wurden. Nach dem Krieg wurden in einer hannoverschen Zeitung Angehörige dieser Hingerichteten gesucht, die auf dem Friedhof des Zuchthauses Brandenburg-Görden bestattet sind..

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